Die Heiligenstadter Hilfsorganisation „Lasst uns gehen e.V.“ wurde bei ihrem Hilfstransport mit den Kriegsfolgen in der Ukraine konfrontiert.
10.08.2023 - 17.08.2023
Junges Mädchen bräuchte dort dringend eine Augenoperation
Der Missionsverein Heiligenstadt führte heuer schon den zweiten Hilfstransport mit dem ehemaligen Bücherbus des Lkr. Bamberg in den Südwesten der Ukraine durch. Dabei waren diesmal 5 Männer und eine junge Frau u.a. auch der Pfarrer der ev. Kirchengemeinde.
Es waren 4 Tonnen Material, u.a. Verbandsmaterial, Krankenhausartikel, Rollstühle, Zahnarzteinrichtung, Matratzen, Decken, Kinderbekleidung und Haushaltsgeräte aus den Landkreisen Bamberg, Forchheim, Haßfurth und Bayreuth dabei. Nach 20 stündiger Fahrt (incl. der Grenzaufenthalte) erreichte das Team den ersten Anlaufpunkt Uschgorod, im Südwesten der Ukraine, dort wurde auch die ersten Tage übernachtet. In dieser Unterkunft sind auch 30 Flüchtlinge aus der Ostukraine untergebracht, die teilweise schon im Arbeitsablauf in dem christl. Zentrum integriert sind, In den nächsten Tagen wurden die verschiedenen Einsatzorten angefahren.
Erster Anlaufort war ein Verteillager für Hilfsgüter, wo der Großteil der Sachen ausgeladen wurde. Hier sind 30 gesundheitlich (psychisch + körperlich) einge-schränkte Jugendliche untergebracht, die mit viel Elan beim ausladen halfen, außerdem wohnen dort noch 25 Flüchtlinge aus der Ostukraine. Ihre Aufgabe ist es, die Hilfsgüter für den Weitertransport vorzubereiten. Während der Fahrt zum nächsten Anlaufort unterhielt sich Fahrtleiter F. Dorsch mit dem Verbindungsmann über die allgemeine Situation im Land und ob sie für ihre ehrenamtliche Tätigkeiten, die Versorgung der Jugendlichen und Flüchtlinge vom Staat unterstützt werden. Seine Antwort „Minimal“, wenn wir von den westlichen Hilfsorganisationen nichts bekommen würden, könnten wir dies alles nicht machen.
Das Team besuchte dann u.a. ein Kinderheim, das bei der Fahrt im Dezember in erbärmlich baulichen Zustand angetroffen wurde. Was derzeit wegen des Krieges überall zu sehen ist ( schlechte Straßen, verlassene Baustellen an öffentlichen und privaten Gebäuden ), Daraufhin erklärte sich die Scheßlitzer Schulstiftung bereit, dort finanziell etwas zu helfen, das dann bei der Fahrt im Frühjahr übergeben wurde. Diesmal konnten wir uns dann überzeugen, dass das Geld gut verwendet wurde (neue sanitäre Anlagen, neue Betten). Allerdings hat das Geld nicht ausgereicht und es muss noch einiges erneuert und repariert werden.
Danach besuchte die Gruppe mehrere Familien. die bis zu 6 Flüchtlingskinder, Kinder aus Heimen und von sozial schwachen Familien zusätzlich zu ihren eigenen Kindern aufnahmen und versorgen. Hier übergab das Team mit dem ukrainischen Übersetzer Geschenkpäckchen und Lebensmittelpakete. In diesen Zeiten wird es für Bevölkerung immer schwieriger, denn die Lebensmittel und Energiepreise sind seit Kriegsbeginn enorm gestiegen. Hierbei traf man auch auf schwer verwundete Soldaten, die traumatisiert waren. Sie konnten kaum über die schlimmen Erlebnissen von der Front sprechen. In dieser Situation konnten wir nur noch für sie beten.
Am Abend sprach man in unserer Unterkunft mit einigen Jugendlichen aus Kiew. Sehr erzählten uns, wie sie tagelang in den U-Bahn Schächten verbrachten, von zerstörten Häusern einiger Verwandten, von Verwundeten und von den ständigen Luftalarmen. Deshalb veranlassten ihre Eltern, dass sie in den Westteil der Ukraine gehen sollen. Am nächsten Tag standen wieder Familien und Heimbesuche auf dem Programm.
Hier trafen wir in einer Familie auf ein junges Mädchen das aus der Ostukraine aufgenommen wurde, sie benötigt dringend eine Augen OP, den Pflegeeltern fehlt aber das Geld dafür. Diese Behandlung würde ca. 2.000 Euro kosten. Der Verein würde hier gerne helfen.
Am Abend dann ein Gottesdienstbesuch in einer Flüchtlingsunterkunft, Personen, die alle aus dem Kriegsgebieten stammen. Im Anschluss erzählten sie von ihren Schicksalen, dass ihre Häuser von Raketen zerstört wurden und einige davon sogar Familienangehörige verloren haben, Auch welche die aus dem Gebiet des gesprengten Staudammes stammen. Einige sprachen offen über ihr Schicksal, andere saßen still und in sich gekehrt in der Ecke. Am nächsten Tag fuhr die Gruppe dann 100 km weiter ins Landesinnere und besuchte einige Personen, die der Verein schon länger unterstützt (u,a, Chemobehandlungen eines Leukämiekranken jungen Mannes, mehre OPs einer jungen Frau usw.),
Überall in den Orten, wo wir an Friedhöfen vorbei kamen sah man mehrere frische Gräber mit der ukrainischen Fahne von gefallenen Soldaten.
Anschließend fuhr das Heiligenstädter Team noch weitere 100 km ins Landesinnere, wo der Verein vor vielen Jahren bereits mehrmals Hilfsgüter brachte und die Verbindung noch immer zu den Leuten besteht. Hier verbrachten wir einen ruhigen Tag bei Sehenswürdigkeiten in dem herrlichen Nationalpark der Vorkarpaten und übernachteten auf einen kleinen Bauernhof, die überwiegend Selbstversorger, wie viele auf dem Land sind.
Am nächsten Morgen erfuhren wir aus den Nachrichten, dass die russische Armee in der Nacht den größten Raketenangriff seit Kriegsbeginn auf das 200 km entfernte Lviv (Lemberg) durchführte. Angeblich sollen diese aus Südwest Russland abgefeuert worden sein, das heißt, sie dürften somit über das Transkarpatengebiet hinweggeflogen sein. Auf dem Rückweg waren in einem Ort links und rechts der Straße Blumengirlanden, Kerzen und viele schwarz gekleidete Leute mit der Nationalfahne bis zur Kirche. Beerdigung wieder eines gefallenen Soldaten. Am nächsten Tag trat das Team dann die Rückreise über Rumänien an, wo noch einige Bekannte besucht und einmal übernachtet wurde. Die Rückfahrt verlief dann problemlos und alle kamen gesund und wohlbehalten zu Hause an.
Alle Teilnehmer, Pfr. T. Bruhnke, S. Dietz, M. Sponsel, F. Dorsch aus Heiligenstadt, H. Herlitz Kirchenbirkig und T. Heyder aus Bamberg waren von dieser Fahrt sehr bewegt und sagten, dass sie einige Tage bräuchten bis sie alles verarbeitet haben.
Friedrich Dorsch
Wer eines dieser Anliegen unterstützen möchte: Die Betroffenen wären sehr dankbar.
- Raiffeisenbank Heiligenstadt: IBAN: DE59 7736 5792 0003 221660
- Sparkasse Heiligenstadt IBAN: DE27 7705 0000 0810 918227
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